18.06.1968 
 Alkoholismus als Krankheit anerkannt

Der Obdachlose, der tagtäglich gegen die Kälte antrinkt. 

Die Sekretärin, die es ohne Sekt und Likör gar nicht zur Arbeit schafft. 

Der Professor, der jeden Abend drei Flaschen Wein leert...

Alkoholismus hat viele Gesichter. Betroffen sind in Deutschland mindestens 2,6 Millionen Menschen.

"Selbst schuld", "nicht genug Disziplin, um aufzuhören" - gängige Vorurteile bis heute...

Doch schon vor fast 60 Jahren, am 18. Juni 1968, entschied das Bundessozialgericht anders: Alkoholismus ist eine Krankheit und gehört als solche behandelt.

Seitdem übernehmen die Rentenversicherungsträger und Krankenkassen die hohen Kosten von Entgiftungen und Therapien. Und die ist aufwendig. 

Nach einem stationären Entzug gehen die meisten für mehrere Monate in eine Reha-Klinik. Psychologische Betreuung, Gruppentherapie, oft auch ganz praktische Hilfe für einen neuen Alltag bereiten auf ein Leben danach vor - ohne Alkohol.

Es geht um Milliarden

Pro Jahr verursache Alkoholkonsum einen volkswirtschaftlichen Schaden von rund 57 Milliarden Euro, den die Gesellschaft trage, hieß es auch. Darunter fallen demnach gut 40 Milliarden direkte Ausgaben für Krankenhaus, Pflege oder Reha oder auch etwa indirekte Kosten von mehr als 16 Milliarden Euro wegen Arbeitslosigkeit oder Produktionsausfällen.

Grafik: Anteil der Jugendlichen 

in % von 

1979 - 2023 (Quelle BzgA)

 

Kinder sind schwer belastet - und das Ungeborene trinkt immer mit 

Für die rund 2,65 Millionen Minderjährigen, deren Eltern Alkohol missbrauchen oder alkoholsüchtig sind, sieht ihr Aufwachsen laut Christina Rummel oft so aus: „Sie haben keinen Halt, es gibt für sie keine Kontinuität, sie werden in einem Umfeld groß, das geprägt ist von Unsicherheit.“ 

Nicht selten müssen sie demnach ihre Eltern versorgen, haben keine echte Kindheit - aber ein erhöhtes Risiko, später selbst ein Alkoholproblem zu entwickeln.

Traurige Realität auch: Pro Jahr kommen in Deutschland nach DHS-Angaben etwa 10 000 Kinder schon alkoholgeschädigt zur Welt

Sie haben eine unheilbare Fetale Alkohol-Spektrum-Störung (FASD), können auffällig schmächtig sein oder schwere geistige Einschränkungen haben. 

Von FASD seien insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen betroffen. 

Ganz besonders für Schwangere gelte beim Alkohol: „Es gibt keine unbedenkliche Menge.“

©Alexander Zieger. Alle Rechte vorbehalten.

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